Immortalis - Prominenz auf Schweizer Friedhöfen

107 Prominenz auf Schweizer Friedhöfen Gert Westphal Regisseur, Schauspieler, Rezitator * 5.10.1920 Dresden †10.11.2002 Zürich Kilchberg ZH «Vorleser der Nation» wurde er genannt, im Alter dann mit grossem Respekt «König der Vorleser». Als Schauspieler wirkte er in Uraufführungen von Frisch und Dürrenmatt mit, dann begann sein erfolgreicher Weg als Rezitator. Zuerst mit «Jazz und Lyrik», später mit literarischen Vorlesungen vor Publikum, im Radio oder für Schallplatten oder Hörbücher. Er rezitierte vorwiegend Klassiker wie Goethe, Schiller, Fontane, Heine, Flaubert, aber auch Karl May. Zu seinen Lieblingsautoren gehörte Thomas Mann (S. 62), in dessen Nähe er begraben liegt. W Lydia Welti-Escher Ehebrecherin * 10.7.1858 Zürich † 12.12.1891 Genf Genf Die Tochter des Eisenbahnkönigs Alfred Escher (S. 31) war eine der reichsten Frauen der Schweiz in der Belle Epoque. Der erste Skandal war ihr Hochzeitstermin: Sie heiratete nur einen Monat nach dem Tod ihres Vaters. Ihr Gatte war der Bundesratssohn Emil Welti, der im Hause Escher zu Lebzeiten ihres Vaters eine persona non grata war. Die Ehe verlief nicht gut, sie verliebte sich in den Maler Karl Stauffer-Bern, mit dem sie nach Rom floh. Auf Betreiben ihres Schwiegervaters, des Bundesrates Emil Welti, wurde sie dort in ein Irrenhaus interniert, Stauffer-Bern der Entführung angeklagt und verhaftet. Nach vier Monaten holte sie ihr Gatte in die Schweiz zurück, sie musste in sein Scheidungsbegehren einwilligen und ihm einen beträchtlichen Teil ihres Millionenvermögens als Entschädigung entrichten. Von der Zürcher Gesellschaft geächtet, zog sie nach Genf, wo sie Suizid beging – wie Stauffer-Bern ein Jahr zuvor. Die von ihr gegründete Gottfried- Keller-Stiftung ging durch Misswirtschaft der Verantwortlichen bankrott.

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