Holzbrücken im Emmental

51 Holzbrücken im Emmental KÄMPFE nlässlich von Einweihungsfeiern von neu erstellten Brücken wird allenthalben die verbindende Funktion des Bauwerkes erwähnt, wie: «Brücken verbindenMenschen». Wie bei jedem neuen Bauvorhaben können jedoch auch bei der Projektierung von Brücken Konf- likte entstehen. Ganze Dorfgemeinschaften drohen auseinander- zubrechen, wenn es darum geht, ob eine bestehende Holzbrücke ab- gerissen, verstärkt oder verschoben werden soll. Auch die Frage «Holz oder Beton?» kann zu Fronten führen, die nur schwer aufzuweichen sind. A 1986 HORBENBRÜCKE Eggiwil 1986 zerstritten sich die Eggiwiler über die Frage nach dem Schicksal der Horbenbrücke heftig. Jahre zuvor tauchte erstmals die Idee auf, die nur einspurig befahrbare Brücke abzureissen und durch eine zweispurige Betonbrücke zu ersetzen. Die kantonale Denkmalpflege und Heimatschützer konnten den Abriss verhindern, worauf eine Verschiebung der Brücke um einige Meter flussabwärts ins Auge gefasst wurde, um an der alten Stelle eine Betonbrücke zu errichten. Für die Verschiebung gab es breite Zustimmung, für den Bau einer Betonbrücke aber sehr viel weniger. Viele Eggiwiler – angeführt vom Dorfpfarrer – wollten wieder eine Holzbrücke, wie etwa die vor wenigen Jahren im Dorf gebaute Dörflibrücke (R S. 81), der Gemeinderat hingegen eine Betonbrücke. Die Frage «Holz oder Beton?» entzündete eine heftige politische Auseinandersetzung, die über die Gemeindegrenzen hinaus hohe Wellen warf und nach Aussagen des Gemeindepräsidenten das Dorf «unregierbar» machte. Das Projekt wurde vorerst aufs Eis gelegt, und erst 20 Jahre später kam neben der Horbenbrücke eine Betonbrücke zu stehen. 1959 INNERE WYNIGENBRÜCKE Burgdorf Nach der Entscheidung, die äussere Wynigenbrücke in Burgdorf durch eine autogerechte Betonbrücke zu ersetzen, war das gleiche Schicksal auch für die historisch bedeutend wertvollere innere Wynigenbrücke vorgesehen. 1959 stimmten die Burgdorfer jedoch einem Kredit zu, der die Verschiebung der Brücke um einige Meter ermöglichte und damit einer neuen Betonbrücke Platz machte. 1954 HASLEBRÜCKE Hasle-Rüegsau Anfangs der fünfziger Jahre verlangten die sogenannten «Motorisierten» mit einer Motion im Grossen Rat den Ersatz der Haslebrücke durch eine Betonbrücke, was zu einer vielbeachteten Debatte im Parlament führte. Einen verbalen Höhepunkt stellte das Votum eines Grossrates aus Lützelflüh dar, wonach «der Hass gegen die Holzbrücke von den Anwohnern bereits mit der Muttermilch eingesogen» würde. Die Motion wurde angenommen und die Haslebrücke sorgfältig abgebrochen und eingelagert, um sie drei Jahre später am heutigen Standort wieder aufrichten zu können. 20. Jahrhundert Zeichnung: Ivo Prato

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