Holzbrücken im Emmental

45 Holzbrücken im Emmental 19. Jahrhundert KLASSIZISMUS tilistisch bedeutete das Aufkommen der Brückenbau-Ingenieure den Wechsel vom Barock zum Klassizismus. Zu den modernen Wissenschaften, welche die Baukunst als Teil der angewandten Mathematik betrachteten, gehörte auch die Entwicklung der Baustatik. Neue Erkenntnisse, nach welchen Prinzipien die Teile eines Bauwerkes zu einem Ganzen zusammenzufügen sind, beeinflussten auch deren Gestaltung. Die im Barock vorherrschende Üppigkeit in Bezug auf Hölzer und deren mächtige Dimensionen hatte ein Ende. Die Resultate der rechnenden Ingenieure führten zu schlankeren Balken. Auch Verbindungen aus Eisen – von den Zimmerleuten traditionsgemäss nur ungern verwendet – wurden vermehrt eingesetzt. Da die Brücken seitlich vollständig verschalt wurden, waren auch die weit auskragenden Dachformen nicht mehr nötig. Während bis anhin die Vorbereitungsarbeiten fast ausschliesslich auf dem Abbundplatz, der sich in unmittelbarer Nähe des Bauortes befand, ausgeführt wurden, verlagerten sich die Anfertigung der Einzelteile zu den Maschinen. Wurde das Werkzeug bis anhin zum Holz gebracht, wurde das Holz nun zu den Maschinen gebracht. Statt barocke Rundungen dominieren symetrisch angeordnete geometrische Körper, rechte Winkel und gerade Linien. Im Zuge der zunehmenden Aufgabenteilung übernahmen Künstler die Dekoration der Bauwerke. Die sachlich monumentalen Formen der Eingangsportale der Haslebrücke stammen vom Berner Stadtbaumeister Johann Daniel Osterrieth, der auch die architektonische Gestaltung der Schüpbachbrücke übernahm, wie auch vier Jahre später die der neuen Gohlhausbrücke, deren Portale aber 1945 in Zusammenhang mit Verstärkungsarbeiten wieder entfernt wurden. Im Emmental gestaltete er 1811 die reformierte Kirche in Grosshöchstetten und 1830 das Pfarrhaus in Sumiswald. S Das Eingangsportal der 1839 errichteten Haslebrücke (S. 101) O

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