41 Holzbrücken im Emmental 19. Jahrhundert ahrhundertelang lag die Projektierung und Ausführung von Brücken in den Händen der Zimmerleute. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts änderte sich dies mit dem Aufkommen der Ingenieure. Bis anhin vor allem im militärischen Bereich (z.B. im Festungsbau) beschäftigt, wurden sie im Kanton Bern zunehmend für zivile Zwecke engagiert. So entstand im 17. Jahrhundert im Kanton Bern ein viel beachtetes Netz von Kunststrassen, zu deren Errichtung Ingenieure beschäftigt wurden. Auch für die Herstellung von Karten und für die Korrektion von Gewässern wurden sie herangezogen. Traditionell Offiziersfamilien entstammend und wissenschaftlich ausgebildet, gehörten sie einer höheren Gesellschaftsschicht an als die Zimmerleute, die auch wegen der abnehmenden Bedeutung der Zünfte politischen Einfluss verloren. Der Ingenieur plante das Bauwerk und der Zimmermeister übernahm dessen Ausführung, die vom Ingenieur überwacht wurde. Die erste von einem Ingenieur geplante Holzbrücke im Emmental ist die 1834 erbaute Horbenbrücke im Eggiwil. Nach den Plänen von H.E. Lutz, «obrigkeitlicher Baumeister vom Tith. Baudepartement», entstand die erste von fünf Bogenbrücken des Emmentals, die innerhalb von fünf Jahren entstanden und von drei verschiedenen Ingenieuren geplant wurden. Diese teilweise sehr weit gespannten Bogenbrücken gehören heute zum Stolz der hiesigen Holzbrückenlandschaft und sind Zeugen der Ingenieurbaukunst. J Emile Oscar Ganguillet (1818-1894) studierte Naturwissenschaften an der Universität Bern, 1841-47 arbeitete er im Brücken-, Strassen- und Eisenbahnbau in Frankreich. 1847- INGENIEURE 94 stand er im bernischen Staatsdienst, ab 1866 als Kantonsoberingenieur. Er betreute u.a. auch die Juragewässerkorrektion. 1869 publizierte er zusammen mit Wilhelm Rudolf Kutter Formeln für die gleichförmige Bewegung des Wassers in Kanälen und in Flüssen, welche für lange Zeit Weltgeltung hatten. Mitbegründer des bernischen Ingenieur- und Architektenvereins. Brückenbauten: – Äussere Wynigenbrücke, Burgdorf (1858) – Dieboldswilbrücke, Eggiwil (1887) – Ölibrücke (1891) – Schachenhausbrücke (1891) – Steinbachbrücke, Trubschachen (1891) – Räbelibrücke, Schangnau (1892) Das Meisterwerk der damaligen Ingenieurkunst: die Haslebrücke von Johann Rudolf Gatschet (R S. 101). M
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