Holzbrücken im Emmental

39 Holzbrücken im Emmental 19. Jahrhundert «Weithin erblickt das Auge nichts als Zerstörung.» Aufruf der Regierung an die Hilfsbereitschaft der von der Überschwemmung verschonten Mitbürger. das sich ihr in den Weg stellte. «Auf einmal erscholl der Emme Gebrüll in dem friedlichen, sonntäglichen Gelände. Man hörte sie, ehe sie kam, lief an die Ufer, auf die Brücke. Da kam sie, aber man sah sie nicht, sah anfangs kein Wasser, sah nur Holz, das sie vor sich her zu schieben schien, mit dem sie ihre freche Stirne gewappnet hatte zu desto wilderem Anlauf. Mit Entsetzen sah man sie wiederkommen, so schwarz und hölzern und brüllend, und immer höher stieg das Entsetzen, als man Hausgeräte aller Art daherjagen sah: Bütten, Spinnräder, Tische, Züber, Stücke von Häusern, und diese Trümmer kein Ende nahmen und der Strom immer wilder und wilder brauste, immer höher und höher schwoll. Dem wilden Strome war auch diese Brücke im Wege. Er stürmte mit Hunderten von Tannen an deren Jöcher, schmetterte Trämel um Trämel nach, stemmte mit grossen Haufen Holz sich an, schleuderte in wütendem Grimme ganze Tannen über Eintrag im Totenrodel von Eggiwil: «7. September 1837, Elisabeth Fankhauser, Christens und der Anna, geb. Blaser Kind, von Trueb, sonst an der Oberei, Kirchhöre Röthenbach, alt 11 Jahre. Es wurde auf den 6ten Sept. in einem Haufen Holz mit starker Verwesung beim Haus des Bendicht Dolder im Tennli aufgefunden. Nachdem es nebst der Oberei Säge, auf die es sich geflüchtet, am 13. August von der Röthenbach Flut war fortgerissen worden. Angegeben von seinem Vater.» diese Haufen weg an die Brücke empor wie Schwefelhölzchen, brachte endlich das Dach einer Brücke und verschlug damit die Bahn zwischen beiden Jöchern. Da krachte die Brücke, und hochauf spritzten die Wasser mit jauchzendem Gebrülle.» beschrieb Gotthelf den Anblick, der sich der verängstigten Bevölkerung bot. Es war das Ende der fast dreihundert Jahre dauernden Epoche der mittelalterlichen Jochbrücken. Mit Ausnahme der pfeilerlosen Horbenbrücke im Eggiwil, der schwer beschädigten Lützelflühbrücke und der an einem Nebenarm der Emme gelegenen Wynigenbrücke in Burgdorf fielen alle Brücken und Stege der entfesselten «Emmeschlange» zum Opfer. Opfer forderte sie auch an Menschenleben. Es traf die Ärmsten der Armen: das Landproletariat, das die unwirtlichen und unsicheren Flussufer besiedelte. Viele verloren ihr Hab und Gut, manche auch ihr Leben. O M DIE GROSSE «WASSERNOTH»

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