35 Holzbrücken im Emmental 19. Jahrhundert b 1730 nahm die Bevölkerungszahl im Voralpengebiet sehr stark zu, beispielsweise im Oberen Emmental in den 28 Jahren von 1818 bis 1846 um über 30 Prozent. Damit stieg auch der Bedarf an Holz. Für die Kochherde und Stubenheizungen – Kachelöfen waren noch unbekannt – wurden grosse Mengen an Brennholz benötigt. Die vermehrte Bautätigkeit verlangte nach mehr Bauholz. Noch im 18. Jahrhundert war das Emmentaler Haus mit Ausnahme der gemauerten Fundamente ein reiner Holzbau, die Dächer wurden mit Holzschindeln gedeckt. Das einheimische Gewerbe verlangte nach mehr Holz: Rinde für die Gerber, Holzkohle für die Schmiede und Holzasche für die Lauge, die im damals sehr verbreiteten Leinwandgewerbe verwandt wurde. Auch die Käser, Milchzuckerbrenner, Töpfer, Glasbrenner und Köhler brauchten Holz. Da die Bevölkerungszahl auch im Mittelland stieg und damit die Nachfrage nach gutem emmentalischem Bauholz, nahm der Holzhandel ungeahnte Ausmasse an. Immer mehr Bäume wurden gefällt und die Emme hinuntergeflösst, die Waldflächen nahmen ab. Diese wirtschaftliche Dynamik war der Obrigkeit des «Ancien Regime» ein Dorn im Auge. Sie unterband den Holzexport aus dem Emmental, der lebensnotwendige Rohstoff sollte dem Land erhalten bleiben und nicht zuletzt auch den ärmeren Bevölkerungsschichten zur Verfügung stehen, die unter den steigenden Preisen litten. Die unliebsamen Mandate der Regierung wurden aber mehr oder weniger kaum befolgt. Auch ging die Macht der «Gnädigen Herren» nicht soweit, als dass sie den Wald wirkungsvoll schützen konnten, und immerhin waren sie die grössten Waldbesitzer im Emmental. Die liberale Regierung der nachfolgenden Regenerationszeit sah in der steigenden Nachfrage wirtschaftliche Chancen. Die im bernischen Aargau entstandenen Industriebetriebe oder die von Roll’schen Eisenwerke im solothurnischen Gerlafingen benötigten für ihre HochA Waldreiche Güter waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Ausnahme. DIE GROSSE «WASSERNOTH» O
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