15 Holzbrücken im Emmental Der bekannteste Brückenbauer und Zimmermeister der Schweiz war der Appenzeller Hans Ulrich Grubenmann (1709-1783) – leider setzte er nie einen Fuss ins Emmental. Er baute Holzbrücken, Kirchen sowie zahlreiche Privathäuser und Staatsbauten. Seine 1757 fertiggestellte Brücke über den Rhein bei Schaffhausen ZIMMERLEUTE is zum Aufkommen der wissenschaftlich ausgebildeten Ingenieure im 19. Jahrhundert oblag der Brückenbau dem Zimmermann. Seine Ausbildung lag in der Praxis. Das Fachwissen bestand aus überliefertem Wissen, Erfahrungswerten und einem guten technischen Vorstellungsvermögen. Das «mechanische Genie» stand im Vordergrund, statische Erkenntnisse waren unbekannt, das «Gefühl» für das Kombinieren verschiedener Konstruktionssysteme war bestimmend. Die Masse wurden durch einfache geometrische Konstruktionen und Proportionen ermittelt. Die Verhältniszahlen stellten das Handwerksgeheimnis der Zimmerleute dar. Der Zimmermeister agierte als «Generalunternehmer» und erstellte Pläne, machte Modelle und errechnete Kostenvoranschläge. Auch übernahm er die vollständige Ausführung des Baus inklusive der Beschaffung des Materials. Schriftliche Verträge zwischen Bauherrn und Zimmermeister waren auf dem Land nicht üblich. Die Abmachungen wurden per Handschlag bekräftigt, es gehörte zur Berufsehre, dass man zum gegebenen Wort stand. Unter den Handwerkern nahm er eine besondere Stellung ein, er verfügte über einen besonderen Berufsstolz und gehörte einer Zunft an. Durch die vorgeschriebene, mindestens drei Jahre dauernde Wanderzeit war er in der Regel weltgewandt und beherrschte eine Fremdsprache. Auch in seiner Kleidung unterschied er sich: ein schwarzer Anzug und ein zünftiger Hut waren sein Markenzeichen. B In manchen Brücken des Barocks wird der Name des Zimmermeisters erwähnt, wie hier in der Sidelenbrücke im Trub. Barock O mit einer sagenhaften Spannweite von 120 Metern war seinerzeit weltberühmt (R S. 203) O
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